Gay Jerusalem
Jerusalem ist 1950 zur Hauptstadt von Israel erklärt worden. Damit wurde die Stadt zum politischen und religiösen Zentrum von Israel und Palästina. Vorrangig war Jerusalem mit seinen eigenen Konflikten und deren Bewältigung beschäftigt, so dass die öffentliche LGBT-Bewegung der von Tel Aviv erst im geraumen zeitlichen Abstand folgte.
Paradoxerweise verdankt die Hauptmetropole ihren Status als Gay Jerusalem der Anti-LGBT-Gesinnung des besetzten Palästinas. Jerusalem wurde zur gemeinsamen Anlaufstelle, und der Einfluss der Hauptstadt auf Palästina verfehlte seine Wirkung nicht. Die Palästinenser suchten die Stadt auf, um ins tolerante West-Jerusalem zu gelangen.
Die Duldung von gleichgeschlechtlichen Paaren setzt dennoch eine gewisse Diskretion voraus. Umarmungen, Händchen halten und küssen sollten in der Öffentlichkeit unterlassen werden. Es geht nicht allein darum, ein schwules Jerusalem zu unterdrücken, auch außerhalb der Regenbogengesellschaft wird ein zurückhaltendes Gebaren erwartet.
Diese Verhaltensregel ist in muslimischen Ländern besonders streng und ist nicht auf eine gesonderte Personengruppe beschränkt.
Die Nähe zu Palästina und die dort herrschenden politischen Unruhen machten es Jerusalem nicht so einfach, eine Gay Pride durchzusetzen. Diese fand erstmals in 2006 statt. Seither wird sie jährlich im August veranstaltet. Das genaue Veranstaltungsdatum wird von den Organisatoren des Gay Jerusalem noch bekannt gegeben.
Jerusalem übt zunehmend einen Einfluss auf das sittenstrenge Palästina aus. In dem besetzten Gebiet wurde 2001 die Gay-Gruppe Al-Qaws (Der Regenbogen) gegründet. Al-Qaws arbeitet mit den arabischen Gleichgesinnten und dem Gay Jerusalem zusammen. Zusätzlich kooperiert Al-Qaws mit dem Jerusalem Open House Bayit Patuach. Im selbigen Gebäude werden auch die LGBT-Filmfestspiele ausgetragen.