Gay Südafrika
Offiziell wurde 2006 vom Parlament erlassen, dass eine Ehe aus zwei Personen besteht, nicht mehr explizit aus Mann und Frau. Phumzile Mlambo-Ngcuka, die amtierende Vizepräsidentin, unterschrieb das Gesetz. Das südafrikanische Parlament hatte zuvor mit 230 zu 41 dafür votiert. Als fünftes Land der Welt überhaupt und als erstes Land in Afrika ermöglichte die demokratische Verfassung damit die Ehe für gleichgeschlechtliche Partner und verbot eine Diskriminierung auf Grund der sexuellen Neigung. Ein wichtiger Meilenstein, doch die Spuren von alten traditionellen Einflüssen, westlichem Imperialismus und auch der Apartheid lassen sich nicht einfach auflösen oder wegwischen, so sehr sich das Gays und Lesben in Südafrika als auch Menschen weltweit wünschen mögen. Heute wird noch nach dem Alter des Mannes unterschieden. Homosexueller Geschlechtsverkehr mit einem Partner unter 19 Jahren ist nach wie vor mit sechs Jahren Haft bestrafbar sowie Geldbußen bis zu 12.000 Rand, das sind circa 1000 Euro nach heutigem Wechselkurs – in Afrika ein Vermögen. Als Vergleich, ca. 40% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, die bei 5000 Rand/Jahr und Kopf festgesetzt ist.
Homosexualität in der Kolonialzeit
Die Kolonialzeit ordnete alle körperlichen, erregenden Kontakt zwischen zwei Männern der Sodomie zu. Sehr lange hielt sich das Bewusstsein. Noch 1957 gab es ein Gesetz, dass es Männern verbot, sich bei Geschlechtsakten als Dritter zu beteiligen.Schwulsein im Apartheid Regime
Die Apartheid stand Gays in Südafrika vehement ablehnend gegenüber. Bis zu sieben Jahren Haft und hohe Geldbußen erwarteten die Männer. Dieses Gesetz diente vor allem dazu, politische Aktivisten und natürlich auch Schwulenverbände in Schach zu halten oder auch zu schikanieren. Nur allzu leicht wurde der Vorwurf der Homosexualität erhoben und mit fadenscheinigen Gründen untermauert.
Trotzdem schlossen sich etliche Schwule in Südafrika zusammen und es entstanden in den späten 70ern die ersten LGBT-Organisationen: Lesbian, Gay, Bisexual and Trans. Zu dieser Zeit regierte die National Party, die die Sodomie Gesetze deutlich verschärfte.
Über zehn Jahre waren die LSGB-Organisationen im Sinne der Rassentrennung klar getrennt. Bis in die späten 80er setzte das Militär durch, dass Lesben und Gays sich sogenannten Heilverfahren unterziehen müssen. Teilweise wurden auch Geschlechtsumwandlungen durchgeführt. Der Film „Property of state“ von 2003 behandelt dieses Thema.
Aids in Gay Südafrika
Auf Grund von Unwissen gab es mehrere AIDS-Epidemien. Etliche Schwule in Südafrika haben diese zum Anlass genommen, sich zu outen, zu ihrer Neigung zu stehen, um hinterher engagiert gegen die Ausbreitung der Krankheit zu kämpfen und die Versorgung betroffener Menschen mit Medikamenten zu unterstützen.
Die Gesetzgebung der 90er Jahre
Der südafrikanische Kongress sprach sich 1993 dafür aus, dass die gleichgeschlechtliche Ehe anerkannt wird. Aus dieser Zeit datiert eine vorläufige Verfassung, die die Diskriminierung auf Grund der sexuellen Neigung verbietet. Auf Grund vielfacher Bemühungen von LGBT-Organisationen und weiterer Unterstützung durch den Afrikanischen National Kongress wurde diese vorläufige Verfassung drei Jahre später staatsrechtlich bestätigt. Hiermit war Südafrika weltweit der erste Staat, der eine Diskriminierung auf Grund sexueller Neigungen in seiner Verfassung ausdrücklich verbot. 1998 kam der Zusatz für das Beschäftigungsverhältnis. So sollten Homosexuelle in Südafrika vor Diskriminierung am Arbeitsplatz geschützt werden. Zwei Jahre später wurde es in den Bereichen Gastronomie und Servicebereich noch einmal detaillierter festgelegt.
Gay Südafrika zwischen Theorie und Realität
In der Theorie ist dieses alles bewundernswert, die Realität sieht hingegen oft schlimm aus. Besonders in Dörfern weitab von größeren Städten, ist das alte Bewusstsein noch fest verankert. Hier sprechen sich bis zu 63% der Bevölkerung gegen die Homosexualität aus. Viele Menschen sehen sie als Tabu an. Lesbische Frauen zweifeln häufig mit ihrem Verzicht auf einen Mann als Liebhaber/Ehepartner die klassisch-gelebte männliche Autorität an und sind daher besonders gefährdet, Opfer von Prügeln und oft auch Vergewaltigungen zu werden. Ein Gesetz gegen Hassverbrechen fehlt vollständig und der Polizei wird häufig nachgesagt, diese zu ignorieren. Viele Menschenrechtsaktivisten sehen den Sexismus und die damit einhergehend gelebte Gewalt als ein Problem, dessen Wurzeln in der großen Frustration von männlichen Arbeitslosen und Armen liegen. 2006 wurde eine Befragung unter homosexuellen Jugendlichen durchgeführt. Erschreckende 20 % hatten sexuellen Missbrauch erlebt. Bei den Mädchen vielfach mit „Ziel“ sie zu heteroisieren! Oftmals sind es Mitschüler jedoch auch Lehrer /Schulleiter finden sich. Viele Opfer misstrauen dem Gesundheitssystem und suchen keinen Arzt auf. Psychologen, um das entsetzliche Geschehen zu verarbeiten, gibt es erst gar nicht. So kommt es, dass rund ein Fünftel der Jugendlichen einen Suizidversuch hinter sich hat. In den großen Städten hat sich die Lage etwas verbessert aber es fehlt noch viel.